Vagrant Story

Genre: Action-Adventure
Entwickler: Square Co.,Ltd.
Sprache: deutsch
Format: CD - Juni 2000

Die Story:
Wir werden Zeuge einer Geheimsitzung der Valentia Ritter des Friedens (VRF): Vor einer Woche überfiel die fanatische Sekte Mellenkamp das Anwesen des Fürsten Bardorba, Minister des Magistrats. Der Geheimagent der VRF Ashley Lionet infiltrierte daraufhin das Schloss. Gleichzeitig stürmte die Spezialeinheit des Kirchensenats "Schwerter des Grals" unter Führung General Gildensterns den Ort der Geiselnahme. Im nun folgenden Durcheinander wird Fürst Bardorba getötet. Als Hauptverdächtiger gilt ausgerechnet der Elitesoldat Lionet, doch dieser ist seitdem spurlos verschwunden.
Eine Woche vorher. Agent Lionet arbeitet sich unerkannt ins Innere von Grayland, dem Fürstensitz, vor. Begegnungen mit Geiselnehmern beendet er eiskalt mit der Waffe. Inzwischen hat der Sektenführer Sydney Losstarot den Sohn des Fürsten in seine Gewalt bekommen. Doch gerade als er seinen kostbaren Gefangenen vorführen lässt, tritt der Riskbreaker ihm entgegen. Der Elitesoldat tötet den Sektenguru, nur um gleich darauf festzustellen, dass dieser unsterblich zu sein scheint. Sydney lädt ihn ein zu einem Spiel: Er muss ihn suchen, Ashley ist die Katze und Sydney die Maus. Doch das Spiel wird nicht hier ausgetragen, ein anderer Ort soll der Schauplatz sein. In Le Monde, der uralten, nach einem Erdbeben aber völlig zerstörten Stadt, soll der Showdown stattfinden. Ashley ahnt noch nichts von dem, was ihn erwartet und welche Absichten der charismatische Sektenführer wirklich mit ihm hegt, er weiß nur eins, dass er seine Suche beginnen wird. Jetzt.

Gameplay:
Eine Mischung aus Rollenspiel, Strategie und Action-Adventure, wobei jedoch die Actionanteile überwiegen. Ihr steuert euren Helden in 3D-Arenen, könnt dabei die Kamera frei bewegen, leicht zoomen und per R3-Taste in die Ego-Sicht umschalten. Dies ist wichtig, um versteckte Ausgänge und Schatztruhen zu entdecken. So kämpft ihr euch Raum für Raum vorwärts, orientiert euch an einer sehr effektiven Karte und speichert an strategisch gut positionierten Speicherpunkten, die bei entsprechenden Teleportationszauber auch ein Reisen in weiter entfernte Gebiete erlauben. Euer Waffenarsenal umfasst bekanntes Werkzeug aus mittelalterlichen Waffenschmieden, die ihr übrigens auch im Spiel findet und nutzen dürft, dringend notwendig, um durch Kombination verschiedener Einzelteile die Schlagkraft zu verbessern. Neben physischen Attacken verwendet ihr auch Magie und diverse Angriffs- bzw. Verteidigungstechniken. Habt ihr Bossgegner erledigt, zeigt euch das Spiel euren derzeitigen prozentualen Fortschritt an und gestattet nach einer kleinen Tombola Attributssteigerungen vorzunehmen. Überflüssige Ausrüstung könnt ihr in großen Truhen verstauen, die glücklicherweise alle miteinander verbunden sind, so dass ihr keineswegs immer zur gleichen Truhe zurücklaufen müsst. Nach dem Durchspielen werden einige Bereiche freigeschaltet, die sich vorher nicht betreten ließen. Mein Endgegner kam bei 68% - es ist also einiges an Bonusmaterial für den ausdauernden Spieler vorbereitet.

Grafik:
Eigenwilliger Comicstil nach der Feder eines Milo Manara vielleicht, aber jedenfalls sehr attraktiv und überzeugend. Neben den detaillierten Charaktertypen fallen sofort die imposant gestalteten Gegner ins Auge. Vor allem die turmhohen Drachen sind ein Blickfang und begeistern bei jedem Auftritt neu. Die Morbidität des alten Gemäuers wird exakt wiedergegeben, optische Effekte wissen zu gefallen. Square beweisen, dass es nicht immer die bunten Märchenwelten sein müssen, sie verstehen sich auch auf irdischer Ebene. Das sieht ohne Zweifel beeindruckend aus. Gratulation!

Atmosphäre:
Ashleys Gang seinem Schicksal entgegen ist eines Riskbreakers würdig. Ihr kommt nicht umhin in fast jedem Raum um euer nacktes Überleben zu kämpfen. Die Gegner sind erbarmungslos, versteckte Fallen tödlich, die Wege verschlungen und führen durch ein kompliziertes Labyrinth aus Gängen, Treppen, Zimmerfluchten. Das treibt euch in seiner dunklen Ausstrahlung den ein oder anderen Schauer über den Rücken, fein untermalt von einem stimmungsvollen klassischen Soundteppich. Ein sehr dichtes, kompaktes Spiel, das kein leichtes ist und viel vom Gamer fordert. Aber die Arbeit lohnt sich.

Meinung:
Ist schon ein ordentlicher Brocken. Viel Mühe mit der Statistik und viel, was ihr beachten und unbedingt dann auch umsetzen müsst. Für Einsteiger bestimmt ein harter Kanten, aber es ist ein aufregend spannender Höllentrip mit einer der besten Storys überhaupt. Dramaturgisch sowieso ein Meisterwerk und mit Sydney Losstarot endlich wieder ein Charakter mit Ausstrahlung. Wer sich auf das intensive Beschäftigen mit der Verbesserung seiner Ausrüstung einlässt und auch vor unausbleiblichen Fehlschlägen nicht zurückschreckt, wird mit einem wundervollen Spielerlebnis belohnt. Anschauen, probespielen, dann aber schnell kaufen.

Ein Tipp am Rande:
Die Dummies, die ihr hin und wieder neben den Speicherpunkten antrefft, solltet ihr nicht ignorieren. Zwar tun sie euch nichts und stecken alle Treffer tapfer weg, aber sie helfen euch damit stumm und geduldig beim Verbessern eurer Waffenattribute. Haut nur inbrünstig auf sie ein.