Ni no Kuni: Wrath of the White Witch

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Level-5 Inc.
Sprache: englisch
Format: Blu-ray - Februar 2013

Die Story:
Oliver erledigt gerade die Einkäufe für seine Mutter, als er dem Freund Philip auf der Straße begegnet. Heute ist der Tag, heute Nacht wird es passieren... Sie verabreden sich. Spät schleicht Oliver aus dem Haus, flitzt zu seinem Kumpel in die Garage. Es ist vollbracht. Sie haben ihren Traum, ein eigenes Auto zu bauen, verwirklicht. Nun steht es da und wartet auf die erste Probefahrt. Oliver darf den Boliden steuern. Und er drückt das Gaspedal ordentlich durch. Es passiert, was passieren muss: Er verliert ein Rad, der Wagen kommt von der Straße ab und landet im Fluss.
Mama ist aber schon längst wach. Der Instinkt treibt sie hinaus in die Nacht, hin zum Fluss und ohne nachzudenken stürzt sie sich ins Wasser, gerade noch rechtzeitig. Aber Mama hat ein schwaches Herz. Die Aufregung, die Anstrengung, es ist zu viel. Sie schafft es nicht. Oliver kniet ein letztes Mal an ihrem Bett. Er ist allein. Und wie das so ist, der Junge drückt seine Lieblingspuppe, ein Geschenk der Mama, fest an sich und heult drauflos. Die Tränen aber bewirken eine merkwürdige Reaktion bei der Puppe: Sie erwacht zum Leben. Sieh an, das kleine Stoffknäuel entpuppt sich im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Fee - einer recht eigenwilligen, aber immerhin einer Fee. Und der kleine Wicht erzählt Oliver seltsam Dinge. Von einer Welt auf der anderen Seite, eine zweite Dimension, da, wo jeder Erdenmensch einen Seelenverwandten hat. Und es ist durchaus denkbar, dass auch seine Mama dort ihr Gegenstück besitzt. Immerhin sieht sie der großen Weisen Alice zum Verwechseln ähnlich. Alice stellte sich einst dem Bösen in Gestalt des fiesen Shadar entgegen und unterlag. Aber besteht nicht die Hoffnung, dass, wenn es Oliver gelingt, das Schiksal dieser Alice zu wenden, auch das Schicksal der eigenen Mutter sich wieder zum Guten wendet? Es ist einen Versuch wert. Dafür aber muss Oliver in die andere Welt. Es sollte kein Problem sein, mit einer richtigen Fee an der Seite.

Gameplay:
Es ist eine Mischung aus Echtzeit und Zeituhr. Ihr bestimmt eine Handlung, ist der Zeiger einmal herumgelaufen, könnt ihr eine andere Option wählen. Dazu stehen euch bis zu drei Vertraute zur Verfügung, die für euch streiten, so ihr keine Lust es selbst zu tun verspürt. Die Kleinen hauen ordentlich rein, benutzen Heilmittel aus dem Proviant und verfügen über einige hilfreiche, Tricks genannte, Magien. Auch wenn die Vertrauten auf euren Befehl hin selbstständig kämpfen, ihre Statuswerte und Lebenspunkte sind mit den euren verknüpft. Stirbt einer, sterben alle. Nach dem Kampf gibt es Erfahrung, Geld und entsprechende Goodies. Goodies, die ihr auch in zahlreichen Schatztruhen finden könnt. Auf einer Weltkarte reist ihr von Ort zu Ort, könnt in den Städten eure Vorräte und Ausrüstung erweitern, Quests annehmen und die Story vorantreiben. Gespeichert wird überall aus dem Menü heraus, in den Dungeons braucht ihr Speicherpunkte, die aber sehr sinnvoll verteilt wurden. Nach dem Durchspielen stehen weitere Quests und Herausforderungen zur Verfügung
Untertiel: deutsch

Grafik:
Abgesehen von den Ladebalken präsentiert sich die grafische Gestaltung des Spiels auf einem sehr ordentlichen Niveau. Die einzelnen Gebiete sind sehr schön gestaltet, durchdacht und exzellent umgesetzt. An manchen Stellen ist das Umfeld geradezu vollgepackt mit Ideen. Die Effekte sind nett, hätten das ein oder andere Mal aber auch ein wenig oppulenter wirken können. Unsere Gegenwelt ist sehr bunt und abwechslungsreich ausgefallen, das darf man mit vollem Recht behaupten

Atmosphäre:
Eigentlich ist es ein typisches Rollenspiel. Man hat versucht, einige überraschende Momente einzufügen, aber wer sich mit Rollenspielen auskennt, der wird nur selten überrascht. Das ganze Game kommt jedoch über eine gewisse kindliche Ausstrahlung nicht hinaus. Es wirkt ein wenig wie ein Bilderbuch für Vorschulkinder, auch wenn die sprachliche Gestaltung diesem Eindruck ständig zu widesprechen scheint. Gutes altes Rollenspiel in einem etwas seltsam anmutenden Gewand.

Meinung:
Ich sage es mal so: Von Level-5 bin ich anderes gewohnt. Sie haben so wunderschöne RPGs abgeliefert, dass ich von diesem Werk hier eher enttäuscht bin. Es ist bestimmt das Spiel mit den unsympatischsten Figuren der letzten zwanzig Jahre. Das Charakterdesign ist mit Sicherheit eine Katastrophe. Einzig Esther weiß mit ihrem schlichten Charme zu überzeugen, im Pelzmantel sieht sie sogar richtig nett aus (erinnert mich irgendwie an Stibi - das nur am Rande). Dazu kommen teilweise schon peinliche Animationen und eine Sprachausgabe, die mit ihrem schnodderigen Stil nun ganz und gar nicht zur äußeren Erscheinung der Figuren passt. Es ist auch das einzige Rollenspiel, das ich kenne, bei dem man dem Gegner hinterherrennen muss, bevor man in einem undurchschaubaren Gewusel, bei dem sich ständig Freund und Feind im Wege stehen, versucht, seine Treffer zu landen. Unverständlich sind mir auch die unterschiedlichen Statistikwerte der Vertrauten. Der Sinn hat sich mir im ganzen Spiel nicht erschlossen. Ich weiß nicht, was mit der Qualitätskontrolle bei Level-5 geschehen ist. Hatten sie einen Betriebsausflug gemacht? Waren alle krank gemeldet? Hatten sie eine Wette verloren?
Gut. Seien wir nicht zu streng. Das Spiel bietet eine gelungene Story und verfügt über sehr angenehme Länge. Man muss es nicht im Regal liegen lassen.

Ein Tipp am Rande:
Die Namensgebung der Kreaturen ist ein zweischneidiges Schwert. Es macht natürlich Spaß, hier seiner Phantasie freien Lauf zu lassen, erschwert aber dann die Katalogisierung der mehreren Hundert Knirpse. Notfalls, man erhält spät im Spiel noch die Möglichkeit, die Namen zu korrigieren.